PNP berichtet: Arbeit an der Demokratie:
Acht Schüler diskutierten beim Finale von „Jugend debattiert“ der FOS/BOS Passau.

Auch für die Abiturvorbereitungen werden aktuellste politische und gesellschaftliche Themen verwendet aus unserem deutschlandweiten Wettbewerbsformat Jugend debattiert.

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Acht Schülerinnen und Schüler diskutierten am Freitag darüber, ob an Schulen relevante Fähigkeiten für den militärischen Verteidigungsfall vermittelt werden sollten. Bewertet wurden sie von einer Jury bestehend aus zwei Mitschülerinnen, zwei Lehrern sowie dem Schulkoordinator von Jugend debattiert der FOS/BOS, Michael Dominik. − Foto: F. Fischer

Fotos, siehe unten↓

Sollen an Schulen Fähigkeiten vermittelt werden, die für den militärischen Verteidigungsfall relevant sind? Soll an Kinder und Jugendliche gerichtete Werbung für ungesunde Lebensmittel verboten werden? Diese beiden Frage diskutierten am vergangenen Freitag acht Schüler und Schülerinnen zwischen 17 und 20 Jahren der FOS/BOS Passau beim Finale von „Jugend debattiert”. Durchsetzen konnten sich am Ende Julian Gentner und Sandra Eineder. Die beiden verraten im Interview auch, was ihre Lieblingsthemen sind (siehe unten). Sie werden die Schule beim Regionalentscheid am 28. Februar in Ergolding (Landkreis Landshut) vertreten.

Zehn Tage Zeit für die Vorbereitung in der Freizeit

„Diese Debatten sind ein Schwerpunkt in unserer Demokratieerziehung", berichtet Michael Dominik, der Schulkoordinator des Wettbewerbs. Dabei stehen nicht nur der respektvolle Umgang und Fairness während der Diskussion im Vordergrund, sondern insbesondere auch die Vorbereitung: „Die Jugendlichen bereiten sich auf das Finale komplett in ihrer Freizeit vor.“ Zehn Tage hatten sie Zeit, um für die beiden Fragestellungen zu recherchieren und ihre Meinung – ob pro oder kontra wurde zufällig zugeteilt – mit Argumenten zu unterfüttern. Im regulären Unterricht gibt es darauf auch Noten. Monatelang haben die Klassen im Unterricht debattiert und so ihre Kompetenzen in Recherche und Faktencheck erweitert. Übungsthemen waren beispielsweise ein Verbot der AfD oder die Sinnhaftigkeit der Bauernproteste. Am Freitag traten die Schülerinnen im Halbfinale in jeweils zwei Zweierteams gegeneinander an.

Contra: Keine Zeit für weitere Einheiten

Schulen seien Orte des Wissens, keine Werkstätten der Verteidigung, argumentierte die Contra-Seite bei der ersten Fragestellung. Außerdem sei keine Zeit mehr übrig für weitere Einheiten im dicht getakteten Stundenplan der Schüler.

Pro: Fähigkeiten auch bei Naturkatastrophen nützlich

Die Gegenseite merkte an, dass Kompetenzen, wie etwa das Arbeiten im Team, durch einen solchen Unterricht gestärkt würden. Und, dass allgemeine Fähigkeiten im Verteidigungsfall auch bei Naturkatastrophen wie Hochwasser sinnvoll seien und angewendet werden können.
Am Ende der Halbfinals setzten sich April Skye, Julian Gentner, Sandra Eineder und Gabriel Klatt gegen Katharina Kern, Philipp Rösner, Matheo Guifo und Sebastian Kössl durch.

Wirtschaftliche Einbußen oder gesundheitliche Einsparung?

Im Finale standen sich die Teams Skye und Gentner und Klatt und Eineder gegenüber. Eineder bezweifelte die Sinnhaftigkeit eines Werbeverbots und betonte, die Eltern seien das Problem, denn sie entscheiden, was ihre Kinder essen. Ihr Kollege Klatt sprang ihr bei und wies auf den wirtschaftlichen Schaden der Unternehmen hin. Skye und Gentner entgegneten einerseits, dass die zukünftige Generation wohl wichtiger sei als wirtschaftliche Einbußen und wiesen darauf hin, dass diesen eingesparte Gesundheitskosten, etwa durch eine geringere Anzahl an Diabetikern, entgegenstehen. Die Debatte lief stets respektvoll ab, auf die Argumente des Gegenübers wurde eingegangen, aber der eigene Standpunkt klar und deutlich vertreten. Letztendlich konnten Julian Gentner und Sandra Eineder die Jury um Lehrer Michael Dominik mit ihrer Art des Debattierens überzeugen.

„Arbeit an der Demokratie“

„Das ist Arbeit an der Demokratie“, fasste Koordinator Michael Dominik die Arbeit der Schüler und Schülerinnen stolz zusammen. Seit etwa 20 Jahren kümmert er sich an der FOS/BOS um das Projekt. Dafür dankte Schulleiterin Anna Maria Siegert ihrem Lehrer. „Es ist wichtig, dass wir diese Debattenkultur fördern." Toleranz, Fairness, anderen zuhören und sie ausreden zu lassen, das sei nicht nur für die Debattierenden wichtig, sondern für alle Menschen in einer Gesellschaft.
Herzlichen Glückwunsch Sandra und Julian! Wie fühlt ihr euch als Schulsieger von „Jugend debattiert”?
Sandra: Es ist auf jeden Fall ein gutes Gefühl und auch erleichternd, dass es vorbei ist. Und jetzt bin ich gespannt, wie es weitergeht.
Julian: Es ist natürlich schön. Gewinnen tut immer gut, sag ich mal als Sportler (lacht). Da freut man sich immer, wenn man etwas gewinnt. Es war einfach ein schöner Tag und ich habe mich auch darauf gefreut. Und ich hoffe, dass es auch so weitergeht. Dass wir mit Spaß an die Sache weiter rangehen und uns auch in den nächsten Runden profilieren können.

Routine in der Routine entwickelt

Wann wart ihr das erste Mal auf so einem Podium wie heute und habt diskutiert?
Julian: So richtig diskutiert wahrscheinlich im Schulunterricht.
Sandra: Genau. Der Herr Dominik hat uns da angeführt und dann auch in die Debatten geschmissen. Dann haben wir es ausprobiert und Spaß daran gehabt.
Julian: Man hat natürlich auch davor, zum Beispiel im Englischunterricht, immer wieder seine
Meinungen ausgetauscht in Gruppendiskussionen oder Prüfungen. Da mussten wir schon immer Meinungen vertreten, Standpunkte finden, Argumente finden, Gegenargumente entkräften. Und ich glaube, da kommt man dann in eine Routine und so langsam entwickelt sich eine Routine in der Routine und kommt da ganz gut voran.

Angespornt von der Schwester

Wann habt ihr das erste Mal gemerkt, dass euch das Debattieren nicht nur Spaß macht, sondern auch liegt?
Sandra: Schon während der ersten Debatte. Die ersten Worte sind immer ein bisschen schlimmer, aber wenn man das überwunden hat, dann kommt auch die Freude und der Spaß.
Julian: Gerade dieses fundierte Streiten gefällt mir grundsätzlich ganz gut, wenn man in einer Debatte Meinungen austauscht. Bei mir ist da ein bisschen der Geschwisterantrieb da – man möchte daheim nicht gegen die Schwester verlieren. Also habe ich schon früh angefangen, klare Meinungen zu beziehen, damit ich da nicht blöd dastehe gegenüber meiner Schwester. Deswegen macht das Debattieren an sich viel Spaß, wenn man schon in der Familie damit angefangen hat.

„Nicht jeder Schauspieler wollte den Bösewicht spielen“

Seid ihr in den Debatten lieber auf der Seite, die ihr auch persönlich vertretet oder gibt es den Reiz, sich in die andere Seite reinzufuchsen und gegen die eigentlich persönliche Überzeugung zu argumentieren?
Julian: Es ist immer ein Reiz da. Aber was man auch erwähnen muss, ist die Vorbereitung so einer
Debatte. Da spielt es einen wichtigen Faktor. Wenn man sich vorbereitet, fällt es einem grundsätzlich erstmal leichter, wenn es der eigenen Meinung entspricht. Wenn es der Gegenmeinung entspricht, kommt man vielleicht auch mal ins Hadern. Aber das ist auch der Vorteil: Dass es einen bestätigt in gewissen Sachen. Wenn man hingegen in der Vorbereitung zweifelt − ist das überhaupt das, was ich auch denke und finde ich das so richtig oder kann ich das auch anders verstehen? Und dann kommt man wie ein Schauspieler in eine Rolle rein. Nicht jeder Schauspieler wollte immer den Bösewicht spielen, aber irgendeiner muss ihn spielen. Und irgendwann kommt man da dann auch rein.
Sandra: Es sind auch immer Streitthemen, da gibt es immer pro und contra. Bei mir ist es auch schon öfter vorgekommen, dass ich, nachdem ich alles aufgelistet habe, was dafür und was dagegen spricht, meine Meinung auch geändert habe. Es gibt immer pro- und contra-Argumente und man muss das einfach differenzieren und auf die andere Seite eingehen.

Sport, Politik und Geschichte als Favoriten

Habt ihr ein Lieblingsthema?
Julian: Wenn es sich um Sport dreht, freue ich mich immer sehr, denn da kann ich relativ viel ohne Vorbereitung mitreden. Aber ich bin auch ein großer Politikfan und mag Geschichte auch sehr. Ich glaube, mit einer Kombination daraus, da kann man auch immer einen guten Bezug herstellen, kann ich immer schön arbeiten.
Sandra: Wir haben letztens auch über ein AfD-Verbot diskutiert und das fand ich sehr interessant, weil es wirklich aktuell ist, weil es brisant ist und es regt an, über das Thema nachzudenken.
Habt ihr auch schon ein erstes Mal gemerkt, dass ihr die Fähigkeiten, die ihr durch das Debattieren gelernt habt, auch im Alltag verwenden konntet?
Julian: Natürlich. Solche Fähigkeiten sind ja erst einmal grundsätzlich Fähigkeiten, die einem weiterhelfen. Für mich als Jugendtrainer im Tischtennis ist es gar nicht schlecht, wenn man gut erklären kann, warum der Schläger jetzt so oder so gehalten werden muss. Eine Meinung vertreten zu können wird in unserer Gesellschaft immer wichtiger, denn je akribischer man daran arbeitet und je fester man das geübt hat, desto weniger kann man sich von leichten Lösungen verunsichern lassen. Das hilft auch in der Zukunft und im Arbeitsleben.
Sandra: In unserer Gesellschaft wird es auch immer wichtiger. Man wird mit Meinungen von anderen konfrontiert und da muss man lernen, dass man die anerkennt und dann aber seine Meinung zeigt. Und dabei aber sachlich bleibt und nicht persönlich wird, das wird immer wichtiger in unserer Gesellschaft.

„Spaß haben und ruhig bleiben“

Ende Februar seid ihr nun beim Regionalentscheid. Aber habt ihr jetzt schon Tipps für eure Nachfolger?
Julian: Spaß haben.
Sandra: Spaß haben und ruhig bleiben.
Julian: Und als dritten finalen Tipp, würde ich noch sagen: Das man nicht zu schnell redet, sondern erstmal überlegt, was man sagt und dann spricht.
Sandra: Und dass man sich bewusst macht, dass man nicht verurteilt wird, wenn man sich mal verhaspelt. Dann wird man deutlich ruhiger und findet Spaß daran.

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Julian Gentner und Sandra Eineder gewannen das Schulfinale von Jugend debattiert der FOS/BOS am Freitag
und vertreten die Schule nun beim Regionalentscheid am 28. Februar in Ergolding. − Foto: F. Fischer

 

 

 

 

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