„Denk nie an die ganze Straße, Momo. Da bekommst du’s mit der Angst zu tun. Besenstrich für Besenstrich. Dann machst du deine Sache gut.“ Beppo Straßenkehrers berühmte Worte dienen auch der Theatergruppe der BO Passau als Motto bei der Realisierung unseres Mammutprojektes: der Adaption des Klassikers „Momo“ von Michael Ende für die „Bretter, die die Welt bedeuten“. 50 Jahre hat nun der Roman auf dem Buckel und wirkt kein bisschen alt. Gespenstisch zeitgemäß ist die Geschichte rund um die geschäftstüchtigen grauen Herren, die den Menschen die Zeit stehlen, um ihre Androidenexistenz zu nähren.
Federstrich für Federstrich nahm das Skript seine Gestalt an und führt uns fortan Freitag für Freitag Nachmittag durch die Proben. Dass wieder neben Schüler:innen der BO auch Externe und Ehemalige an dieses Projekt großzügig ihre Zeit verschenken, freut mich als Leiterin ungemein und bestärkt mich in der Einschätzung: Theaterarbeit ist eine ideale Methode ganzheitlichen Lernens, die ihr ganz eigenes wachstumsförderliches Flow-Erleben für alle Beteiligten bereithält. Dass so eine Atmosphäre in einer Schule ohne eigene theatertaugliche Räumlichkeiten entstehen kann, zeigt, dass es vielleicht nicht allein auf materielle Ausstattung ankommt, sondern vor allem auch auf die WoMenpower und den Mut, mit Altbekanntem zu brechen und die Beteiligten (eine Mischung aus Neulingen und alten Hasen) gestalterisch maximal am Prozess partizipieren zu lassen und damit im wahrsten Sinne des Wortes Potentialentfaltung zu betreiben.
Besonders motivierend zeigt sich die Einbindung externer Leute vom Fach. Auch dieses Jahr wurde hierzu wieder der Opernsänger und Sprechcoach Peter Tilch vom Stadttheater ins Haus geholt, um unsere Stimmperformance und den individuellen künstlerischen Ausdruck zu schulen.
Atmung, Indifferenzlage finden, Subtexte intonieren, die eigenen Hemmungen überwinden und vieles mehr stand auf dem Programm des kurzweiligen Nachmittags, wo die Spiellaune der Truppe den Theatermann Peter Tilch in Erstaunen versetzte.
Am gleichen Tag fand anschließend noch ein durch die Schüler:innen selbst initiiertes experimentelles Fotoshooting statt, das die Schauspieler:innen- wie es die intensive Schauspielmethode Method Acting verlangt - mit ihrer Rolle kurzzeitig verschmelzen ließ.
Wie geht’s weiter? Mit der Inszenierung des Stücks betreten wir dieses Jahr Neuland. Neben diversen akustischen Einspielern wird in dieser Inszenierung das Experiment gewagt, Handlung und Sinn auch durch tänzerische Darbietung zu vermitteln und zu performen. Zur Seite steht uns dazu die Prasch Dance Company von Isabelle Berger sowie die Cheerleader des DJK Eging unter der Leitung von Anastasia Praml. Beide Tanzgruppen gilt es noch in unsere Inszenierung zu integrieren und Tänzerinnen und Schauspieler zu einer künstlerischen Symbiose zu fügen. Bis dahin ist es noch ein langer Weg. Der uns keine Angst macht, denn wir haben es ja verinnerlicht: Besenstrich für Besenstrich. Wir machen unsere Sache gut. Und halten euch natürlich auf dem Laufenden. Wer unseren Arbeitsprozess begleiten will, darf uns gerne auf Instagram „passauer_buehnenhelden“ folgen. Anbei noch einige Eindrücke von unserem Fotoshooting zu „Momo. Die Geschichte von den Zeitdieben.“ Ein Märchen, auch für Erwachsene. Coming soon!
Julia Gais