Meldungen aus Politik und Wirtschaft klingen derzeit recht verstörend, wichtige Grundkonstanten scheinen auf einmal zu wackeln: Staaten türmen riesige Schuldenberge auf und ihre Bürger haben mit der Inflation zu kämpfen. Banken geht das Kapital aus, Banker hingegen kassieren scheinbar immer mehr. Und mittendrin bekommt man dann wenig hilfreiche Experten- und Anlagen-Tipps, wie man sein Erspartes retten kann…
Dass sich viele junge Menschen über Anlagestrategien weniger Gedanken machen müssen, ist eigentlich ganz gut so. Dafür stehen sie bei der Berufs- und Studienwahl - das ist leider nicht immer allen Beteiligten früh genug bewusst - vor ganz großen persönlichen Herausforderungen, und zwar abgesehen von irgendwelchen Wirtschaftskrisen. Eltern und selbst Schüler spüren den Druck in dieser Sache oft erst, wenn die Abschlussprüfung oder Anmeldefristen für Ausbildungs- oder Studienplätze eine Entscheidung erzwingen. Es gibt einige Schüler, die sich schon sehr früh Gedanken über ihre berufliche Zukunft machen und entsprechende Schritte einleiten. Viele jedoch fangen erst sehr spät damit an, sich zu informieren und werden dann von der mittlerweile riesigen Fülle an Wahlmöglichkeiten erschlagen.
Um den Schülern professionelle Hilfestellung zu geben, ihre eigenen Möglichkeiten früher und realistischer abschätzen zu können, hat die FOS-BOS-Passau dieses Jahr ihre Schüler wieder auf einen Weg (sprichwörtlich) Richtung Uni geschickt, um nichts weniger als sich in Sachen Studien- und Berufswahl selbst zu finden: 41 Aussteller aus dem Bereich Studium und Ausbildung veranstalteten am Standort der Universität, genauer in der Innsteg-Aula, am Donnerstag, den 12. Oktober 2023, eine Bildungsmesse, die allen 12. Klassen offen stand. Wie schon in vergangenen Schuljahren wurden die Schüler dabei auch in Info-Vorträge geschickt, die, geführt von Unis, FHs oder anderen Unternehmen und Institutionen, genau auf die Fragen von Schülern abgestellt waren, welche sich auf dem Weg zu ihrem Abitur befinden. Sie konnten anschließend aber auch auf eigene Faust die zahlreichen Informationsstände besuchen, die dafür Einzelgesprächen mehr Raum bieten können. Eine Verfahrensweise, die allen gerecht wird. Schüler sehen sich der Notwendigkeit ausgesetzt, sich schon vorab über ihre Interessen und Stärken klar zu werden, die Aussteller wiederum können im persönlichen Gespräch ganz konkret auf Fragen, Sorgen und Wünsche der jungen Menschen eingehen. Und die FOS-BOS-Passau kann einmal mehr ihre Philosophie des eigenbestimmten Lernens und der selbstständigen Informationsbeschaffung verwirklichen.
Dabei trafen hier nicht nur sehr interessante, sondern auch sehr verschiedene Angebote aufeinander. Es stellten sich von Seiten der Hochschulen alle benachbarten Institutionen zur Beratung, genauer: Die TH Deggendorf, die Hochschule Landshut, die OTH Regensburg, die Uni Regensburg, natürlich auch die Uni Passau, die ja nicht weit hatte, aber auch die Uni Linz, die FH Wiener Neustadt und die FH Salzburg. Man kann sagen, dass alle Vertreter der Hochschulen dabei generell durch Internationalität, Praxisbezug oder hohe wissenschaftliche Standards überzeugen wollten. Während die Uni Passau zusätzlich mit besten Rankingergebnissen in vielen Bereichen punkten kann, versuchen es andere Standorte eher über die Nähe zur Wirtschaft (Deggendorf und Landshut) oder unter anderem mit dem Mehrwert einer reizvollen städtischen Umgebung (Regensburg). Von den Vorzügen auch des österreichischen Angebots muss man nicht extra reden.
Im Bereich der Arbeitgeber waren zum Beispiel indes vertreten: dm-Drogeriemarkt, Klinikum und Kinderklinik Passau, msg, ZF, die Arbeitsargentur, die Polizei, Berger Bau, AOK, Lidl, Kaufland usw. . Als Fazit ihrer Angebote darf man mitnehmen, dass das duale Studium, also die Koppelung von Ausbildung und Studium, zurzeit besonders boomt. Viele Arbeitgeber, sogar im Bereich des Handwerks, versuchen so Studenten an das eigene Unternehmen zu binden. Ein passables Gehalt schon zu Studienbeginn, zum Teil internationale Schulungen, z. B. bei Micro Epsilon, ein praxisbezogenes Studieren oder sogar Übernahmegarantien sollen dabei junge Menschen überzeugen. Das mag in wirtschaftlich schlechter werdender Lage und in Zeiten der überfüllten Unis verwundern - es scheint ja Studenten in Hülle und Fülle zu geben. In der Tat wird der jetzige "Studentenberg" schon bald abgebaut sein, vor allem wenn man die Bevölkerungsentwicklung in Deutschland mit einberechnet. Offen oder aber auch unter vorgehaltener Hand geben das auch alle Aussteller zu: Im Moment wird wohl um jede Arbeitskraft mit höherem Bildungsabschluss gerungen, vorausgesetzt die wirtschaftliche Situation lässt dies zu – überraschend gute Nachrichten also für unsere FOS-BOS-Abi-Schüler, die sich sinnvollerweise auf einen Weg aufgemacht haben, ihre Zukunftsfähigkeit drastisch zu verbessern!
Die wichtigsten Menschen auf der Bildungsmesse, die Schüler selbst, überraschten aber letztlich am meisten. Am Rande der gut besuchten Stände befragt, was denn ihre Meinung zur Studien und Berufswahl sei, antworteten viele mit sehr reifen Überlegungen und Einschätzungen, fern ab vom Klischee des „Generation-Zero“-Jugendlichen. Da gibt es die, welche aus guten Gründen einfach in der Nähe ihrer Heimat studieren wollen, koste es, was es wolle, aber auch einige, die für eine gute Bildung fast jeden Ort aufsuchen würden. Im Hinblick auf die entscheidenden Kriterien bei den bevorstehenden Entscheidungen gaben viele kund, dass sie sich in erster Linie von den eigenen Interessen, natürlich auch von professioneller Beratung wie auf der Bildungsmesse und von den Meinungen von Studierenden vor Ort leiten lassen wollen - alles Ideen, die von den Profis selbst stammen könnten: „Keinesfalls sollte man sich von der Oma beschwatzen lassen!“, so drückte es augenzwinkernd eine Dame von der Studienberatung aus. Und das klingt schon sehr ähnlich wie die wohl wichtigste Erkenntnis der griechischen Philosophie: „Erkenne Dich selbst!“ gilt also in gewisser Weise immer noch uneingeschränkt!
Am Ende der Bildungsmesse waren sich dann wirklich alle Beteiligten einig: Nächstes Jahr wird das offene und erfolgreiche System wiederholt, vielleicht sogar mit noch viel mehr Anbietern.
Und nun noch zur wichtigsten und optimistischten Meldung dieses gelungenen Tages: Mehr noch als dubiose Anlagetipps von selbst erklärten Finanzexperten lohnt sich ein goldener beruflicher oder akademischer Werdegang. „Krisen kommen und gehen, gute Bildung bleibt!“ - Ein klarer Auftrag an die FOS-BOS-Passau, auch zukünftig das zusammen zu bringen, was zusammengehört!
Gerhard Kölbel, OStR