Trinkwasser aus der Wasserleitung gilt in Bayern als das am besten kontrollierte Lebensmittel. Es ist daher gar nicht nötig, industriell abgefülltes Mineralwasser aus Plastik- oder Glasflaschen zu kaufen. Das Wasser aus dem Hahn ist genauso genießbar und wird durch verschiedene tägliche, wöchentliche und halbjährliche Proben auf die Qualität geprüft.
Davon überzeugten sich die Seminaristen und Seminaristinnen des Seminarfaches „Getränke zur Flüssigkeitsbedarfsdeckung“ und ihre Betreuerin Frau Lösl bei einer Exkursion zu den Wasserwerken der Stadt Passau nach Soldatenau, der österreichischen Donauinsel, welche etwa drei Kilometer abwärts von der Innstadt in Richtung Obernzell liegt und für die Öffentlichkeit nicht zugänglich ist.
Der technische Leiter der Stadtwerke Passau, Herr Andreas Fuchs, interessanterweise ein Absolvent unserer Schule, ermöglichte uns eine Besichtigung und führte uns über die etwa 30 Hektar große Insel, die ein streng abgesperrtes Wasserschutzgebiet ist und sich im Besitz der Stadtwerke Passau befindet. Dabei erklärte er uns die Gewinnung des Passauer Trinkwassers.
Die jährliche Förderung von fünf Millionen Kubikmeter Wasser versorgt insgesamt etwa 75000 Personen im Stadtgebiet von Passau, aber auch in den umliegenden Gemeinden, wie beispielsweise Salzweg, Tiefenbach, Windorf, Ortenburg, Schardenberg, Freinberg u.a. Je nach Jahreszeit schwankt die tägliche Förderung zwischen zehn- und neunzehntausend Kubikmeter. Da das Wasserwerk auf österreichischem Hoheitsgebiet liegt, müssen die Stadtwerke Passau der österreichischen Behörde nachweisen, dass pro Sekunde nicht mehr als 800 Liter gefördert werden. Das Leitungsnetz besteht aus 600 km Hauptleitung mit Rohren aus z. B. PVC, PE, Guss oder Stahl.
Beim Hochwasser im Jahr 2013 wurden auf der Insel Bäume entwurzelt und die Orchideenwiese zerstört. Der Weg zur Insel lag mehr als sechs Meter unter Wasser. Somit konnte das Wasserwerk nicht mehr erreicht werden. Nach einem Stromausfall funktionierte einer der beiden Brunnen nicht mehr. Zum ersten Mal in der Stadtgeschichte brach die Trinkwasserversorgung zusammen. Das Wasser blieb mehrere Tage kontaminiert. Aufgrund der Erneuerung der Brunnenanlagen sind diese heute bis 15 Meter Hochwasser sicher, und ein Hubschrauberlandeplatz auf dem Dach der Anlagen ermöglicht die Erreichbarkeit der Insel auch bei Überflutungen. Im neu installierten Chlorgasraum werden erst bei einem absehbaren Hochwasser von über neun Meter Chlorgasflaschen gelagert, damit im Bedarfsfall das Wasser durch Chlorierung entkeimt werden könnte.
Auf der Soldatenau gibt es mehrere Brunnen. Der sogenannte Ranneybrunnen I fördert 80 Prozent Uferfiltrat aus Innwasser und 20 Prozent Tiefengrundwasser. Dagegen fördert der Ranneybrunnen II zu 100 Prozent Uferfiltrat aus Donauwasser. Je nachdem, welche Ereignisse sich abspielen, die das Trinkwasser beeinträchtigen könnten, gibt es die Möglichkeit den Brunnen zu wechseln. Die Ranneybrunnen gehen vertikal 12 Meter in die Tiefe und haben dort horizontal sternförmig mehrere Stränge, die 20 Meter im Erdreich verlaufen. Drei weitere vertikale Brunnen fördern das Wasser aus 20 Meter Tiefe.
Unerwünschtes Mangan wird durch Sauerstoffanreicherung des Wassers ausgefällt.
Nach unserem Gang über die Insel zu den Brunnen erklärte uns Herr Fuchs die Wasseraufbereitung, den Brunnenschaftaufbau aus Edelstahl und die verschiedenen Stellen der Probenentnahmen.
Wir konnten uns überzeugen, dass das Passauer Trinkwasser umfassend überprüft wird. Die ausgehändigten Laborberichte mit allen Inhaltsstoffen des Wassers bestätigen uns die Schadstofffreiheit und die Gewährleistung der Qualität.
Wir bedanken uns bei Herrn Fuchs für die äußerst interessante Führung.
Adelheid Lösl, StDin unter Mitwirkung der Seminarteilnehmer*innen