„Szenisches Gestalten“ mit einem Ausschnitt ihres Programms „SOS - Save our Sons, Sisters & Souls“ bei den Theatertagen in Fürstenfeldbruck:
Alle Scheinwerfer sind noch aus, da nähert sich das Lampenfieber unserer Truppe bereits lebensgefährlichen 40 Grad Celsius. Absagen und Ausfälle erforderten in letzter Minute Umstellungen und Neubesetzungen. Die Generalprobe des eingeforderten Appetizers zur Vorstellung unseres Beitrages zu Beginn der Theatertage der Beruflichen Oberschulen in Fürstenfeldbruck findet auf der Anfahrt im Auto statt. Das professionelle Eventmanagement der Veranstaltung mit Catering in der Aula und Schulkantine, Lotsen in einheitlichem Theaterdress sowie die zwei professionellen Bühnen und Probenräume lassen uns Neulinge staunen, wie viel andernorts in Bayern für Bildung und kulturelles Leben an Schulen ausgege-ben wird. Sicher ist es in erster Linie dem Verband TaBo (Theater an Beruflichen Oberschulen) und seinen hochengagierten Theaterlehrkräften zu verdanken, dass solch ein beeindruckendes Festival seit nun mehr 10 Jahren auf die Beine gestellt werden kann. Aber dass attraktive Räumlichkeiten und pro-fessionelles Equipment dem Entfachen von künstlerischem Esprit und Spielfreude förderlich ist, steht außer Frage. Die Kolleg:innen aus Rosenheim, Nürnberg, Weiden oder Fürstenfeldbruck hatten offenkundig wenig Probleme das Wahlpflichtfach Szenisch Gestalten zu etablieren. Die meisten Gruppen umfassen 10, manche mehr als 20 theaterbegeisterte Schüler:innen. Die drei Tage sind straff organisiert und allen Beteiligten wird klar, dass Theater- soll es „nützen und erfreuen“- auch dies bedeutet: Arbeit! Das Programm endet Freitag und Samstag jeweils gegen 22:00. Von wegen Chillen. Nach jeweils zwei Werkproben, so heißen die Auszüge der Stücke, finden in Workshops unter Anleitung von ausgebildeten Theaterlehrkräften Nachbesprechungen statt – für Schüler:innen und Lehrkräfte. Da wir erst am Samstagabend mit unserer Aufführung dran sind, liegen die Nerven in den Stunden davor bloß. Die letzte Generalprobe mit Soundcheck führt alle in das Auge des Sturms: Ruhe und höchste Konzentration stellt sich ein. Wir haben keinen Hänger und ernten großen Applaus. Die Nachbesprechungen rücken unser szenisches Spiel wegen seiner politsatirischen Akzente und seiner Affinität zum Musik-und Tanztheater in die Nähe des Singspiels am Nockherberg. Erleichtert und erfreut über das gute Feedback genießen wir die After-Show-Party mit Karaoke und machen uns über die Give-Aways aus der Überraschungstüte her. Jede und jeder, der zu diesem Zeitpunkt noch nicht erschöpft auf der Luftmatratze in seinem Übernachtungsklassenzimmer eingeschlafen ist, ist der Überzeugung: Wir sind auch nächstes Jahr wieder dabei - bei den 11. Theatertagen der Beruflichen Oberschulen - dann in Rosenheim!
Die nachfolgende Beschreibung der aufgeführten Szenen, abgedruckt im Programmheft der Theatertage, gibt einen Einblick in Thematik und Programmatik unseres Stückes:
„They had to learn the hard way!“, würde ein Gott sagen, wenn mensch noch an ihn glaubte.
Seine Zukunft steht nicht mehr in den Sternen, sondern in der Zeitung geschrieben. Die Zeichen der Zeit kündet ihm die Statistik. Was die Menschheit keineswegs davor bewahrt, dass Hunger, Pest, Krieg und Tod ihr auf den Fersen sind. Mascha Kalékos unbehaglich aktuelles Spätwerk „Zeitgemäße Morgenandacht“ wird als makabre Tanzperformance dargeboten, nach der die Welt in Fetzen liegt. Zu den psychedelischen Klängen von Aphrodite’s Child halten die apokalyptischen Reiter Einzug. Die Menschheit steht an der Abbruchkante. Gerade noch rechtzeitig werden die SOS-Zeichen erhört, der Wind dreht sich und es besteht Hoffnung auf Rettung „for our sons, sisters & souls“
Statt Schwarz zu sehen und zu malen lädt unser Stück dazu ein, mit Mary Poppins die Ärmel zum globalen Großputz hochzukrempeln. Die Welt ist schön - noch – rett it! Anything can happen, if you let it!”
Wer nun Lust hat das ganze Stück in Uraufführung zu sehen, wird am Pfingstwochenende im Zeughaus Gelegenheit dazu haben. Ein kunterbunter Abend erwartet Euch - Eintritt kostenlos-Weltuntergang inklusive!
Weitere Impressionen von den Theatertagen in Fürstenfeldbruck:
Mary Poppins räumt auf!
„In every job that must be done, there is an element of fun!
So ein Weltuntergang ist ne große Sauerei,
Der Teufel grinst, ihm ist es einerlei,
Dass Mensch und Tier klebt von Teer, Pech und Bitumen.
Die Hölle auf Erden ist schwarz, da helfen keine 1000 Lumen,
Auch keine LEDS, weil: Mond und Sterne sind ausgeknipst.
Seit Military Junkies haben den Himmel der Menschen angefixt.
Hey, ihr da, schwingt euren Arsch und auch den Besen
Außer schwarzen Kassen für die weißen Rassen?
Außer Spesen nichts gewesen?
Die vier Klepper haben alles vollgeschissen,
Aus Angst?
Das kommt davon, wenn alle müssen ihre Fahnen hissen.
Die dann hängen Halbwertszeitenlang auf Halbmast
Im Sturm und Hagel reported British Broadcast
The continent is isolated,
My island too - i hate it!
Hey, steht auf, packt an, wollt ihr denn schon jetzt verwesen?
Den Würmern wär’s wurscht, doch an wem außer euch soll die Welt denn genesen?
Es stinkt nach Schwefel, es schmeckt nach Fisch, der in der Dose rottet,
Good old Europe glaubt: wir sich gut abgeschottet,
Doch schwimmt der Fisch auch in Donau, Inn und Ilz Bauch oben
Dank chemical Surströming, Strontium, Mikoplastikmikroben
We are lost und last generation
Ist‘ ne Haltung und doch keine Lösung Anastasia Praml als Mary Poppins
In diesen Zeiten,…
Ihr seid im Hier, um fürs Gute hart zu fighten
Erst dann dürft ihr in’n Sonnenuntergang reiten.
Die Meister Proper mit viel Schotter lassen den Bizeps spielen,
The Planet, my Dear, ist nur mit eurer Love und Liebe zu healen.
Kann schon sein, kriegst davon Lippen und Hände mit Schwielen.
Ihr glaubt, ich käme um eure Welt zu heilen,
habt ihr nicht selbst Arme, um zu teilen…
das rote Meer aus Blut, Kotze, Exkremente, Eiter…
So wird’s kommen, macht nur so weiter…
Ich hör gleich auf, male den Teufel nicht selbst an die Wand,
An der ihr euch die Köpfe blutig schlagt, eigene wie fremde,
Das tun schon zu viele in diesem Land!
Erstickt endlich den Hass und löscht das Feuer,
Auch mit Wasser den Kalk um die Schwärze zu weißen,
Damit wir wieder zu recht homo sapiens heißen.
Schwarz ist keine Farbe - für die Zukunft-, das weiß jeder Depp!
Wer sich nicht glaubt, schau die Sendung mit der Maus im world wide web!
Jetzt! Großreinemachen nach dem Großmaul-Orgasmus
Straßenfegen und Sprayen für European Erasmus
Der Atompilz, gebraten, selbst mit Rührei, hat kein Arom‘
Wir schaffen eine strahlende Zukunft ohne Atom
The future ist NOW, verbeug dich vor ihr ohne Kotau
Mach statt Bückling den Turn von Vetter Pan Tau
Have fun, mal sanft, mal bunt, mal mit Radau!
Die Welt ist schön, - noch - rett it.
Anything can happen, if you let it.
Von Mary Poppins gibt’s jetzt den Link…
Graphiti -Sprayer an die Arbeit: Zukunft pink!
Julia Gais, OStRin